Wo sind die Bienenretter vier Jahre nach dem erfolgreichsten Bürgerbegehren in der Geschichte des Freistaates Bayern? Im Baumarkt standen die bienenfreundlichen Pflänzchen halb verdurstet auf dem zu „Verschenken-Tisch“. Der Hype hat in der breiten Bevölkerung ein wenig den Schwung verloren. Das liegt vielleicht zum Teil an wenig nachhaltigen Samenmischungen für Blühstreifen. Einjährige Mischungen, die jedes Jahr neu angelegt werden müssen, waren anfangs sehr beliebt, weil sie eine unglaubliche Blütenfülle bieten. Aber viele Gartler empfinden sie als umständlich, wenig nachhaltig, oftmals zu exotisch und sogar als kontraproduktiv, weil die dort lebenden Insekten meist Bruthöhlen in den Boden graben (50% machen das) und diese werden bei der Neuanlage im Frühjahr zerstört.
Die Gesetze, die als Folge zum Bürgerbegehren verabschiedet wurden, haben jedoch zu einem Umdenken vor allem in zahlreichen Bauhöfen geführt. Vor allem, weil solche Flächen auf die Dauer weniger Pflegeaufwand bedeuten. Zu diesem Schluss kam ich bei einer Weiterbildung für öffentliches Grün vom Landesverband im Juni in Dingolfing.
Kreisfachberater Andreas Kinateder stellte Möglichkeiten der Begrünung von Flächen im öffentlichen Raum vor. Genauer beschrieben wurde die Anlage von dauerhaften Blühstreifen und Staudenmischpflanzungen.
Man unterscheidet zwischen Blühstreifen innerhalb von Siedlungsgebieten. Dort sind alle Samenmischungen erlaubt. Bei Wildblumenwiesen und -streifen außerhalb von Siedlungsgebieten sind jedoch nur autochthone Samenmischungen per Gesetz erlaubt. Autochthon, hinter dem Begriff, der sich wie ein lungenkranker Hofhund anhört, versteht man Samen, die aus der Region stammen, das heißt sie werden von Pflanzen gewonnen, die vor Ort wachsen. In Deutschland gibt es 22 Ursprungsgebiete. Wir befinden uns in der Unterbayrischen Hügel- und Plattenregion. Autochthon = einheimisch, eingeboren, hier entstanden.
Warum ist das so wichtig? Das zeigt uns das Beispiel der Pechnelke. Verwendet man in unserer Region die Samen einer Pechnelke, die aus dem Badischen stammt, blüht diese 14 Tage eher als eine Pechnelke aus unserer Region. Da ist aber das entsprechende Insekt, das von dieser Pechnelke lebt, noch nicht da (noch nicht ausgeschlüpft oder eingewandert). Ist das Insekt dann vor Ort, ist die badische Pechnelke bereits verblüht und das Insekt findet keine Nahrung. Besonders unglücklich ist die Tatsache, dass die badische Pechnelke sich mit unseren kreuzt. Die Blütezeit verschiebt sich dann weiter nach vorne und das Insekt stirbt aus. Die hier beschriebene Problematik stellt sich noch wesentlich komplizierter dar als in diesem Format beschrieben werden kann.
Aufgrund des komplexen Themas wird es dazu im August Gartentipp eine Fortsetzung geben.
Servus eure
Gitti
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