August 2024

Instagramm, TicToc, WhatsApp, auf Neudeutsch Social Media. Kaum jemand, der sich den sozialen Netzwerken entziehen kann. Aber die wahren Experten in Sachen Öffentlichkeitsarbeit waren wohl die frühchristlichen Missionare, die auf ihrem Weg aus dem Morgenland in die nördlichen Abendländer unheimlich diplomatisch vorgingen. Haben sie doch die althergebrachten Fest- und Feiertage der zu bekehrende Bevölkerung einfach mit neuen Inhalten versehen.

Die Kelten feierten Anfang bis Mitte August ein Mondfest (Lamas oder Lughnasadh). Die christlichen Glaubensboten weihten dieses Fest Maria, der Mutter Jesus Christi. Und sie lieferten auch gleich eine Legende mit. In der Legenda Aurea, der Goldenen Legende, im Mittelalter eines der populärsten Volksbücher des Dominikanermönches Jacobus de Voragine (damals mit den heutigen Influencern vergleichbar) starb Maria mit 72 Jahren und ihr Grab wurde einige Zeit nach ihrer Grablegung noch einmal geöffnet, da einer der Jünger auf Reisen gewesen war und sie noch einmal sehen wollte. Man fand bei der Öffnung ihres Grabes jedoch keinen Leichnam, sondern nur wohlriechende Blumen und Kräuter vor. Maria Himmelfahrt und die Kräuterbuschen waren geboren. In diesen Kräuterbüscheln spiegelt sich auch die keltische Bedeutung eines Schnitter- oder Erntedankfestes wider.

Die Kräutersträußchen werden sieben oder neunzählig gebunden. Die offizielle Anzahl wäre 72 Kräuter, Getreide oder Nutzpflanzen da Jesus 72 Jünger ausgeschickt hat. Wichtig ist eine heilige Zahl zwischen 3 und 77.

Besonders bemerkenswert ist auch der Zeitpunkt der Ernte gewählt. Am besten während der Frauendreißiger. Damit sind die Tage vom 13.oder 15. August (Marie Himmelfahrt) bis 8. September (Maria Geburt), 12.9. (Maria Namen) oder 15.9. (Gedächtnis der Schmerzen Mariens) gemeint. Und warum ausgerechnet diese Tage. In der Zeit ist die Ernte für die Vorratshaltung zu empfehlen, da die Pflanzen dann den höchsten Gehalt an ätherischen Ölen enthalten, man erzielt also den maximalen Wirkungsgrad. Diese Höchstmenge wird unter anderem durch ein geologisches Phänomen erreicht. In dieser Zeit gibt es einen besonders hellen Vollmond, weil die Entfernung des Mondes zur Erde sehr gering ist. Die Pflanzen sind dann auch nachts in der Lage Photosynthese zu betreiben und so mehr ätherische Öle einzulagern.

Das gilt aber nicht für alle Kräuter und Heilpflanzen. Das Johanniskraut hat seinen höchsten Gehalt an ätherischen Ölen während der Blütezeit. Und das ist, wen wunderts, um den 24. Juni, dem Namenstag Johannes des Täufers. Bei den Kelten ist es die Zeit der Sommersonnenwende.

Die Kräuterbüschel wurden gesegnet und Kopf nach unten getrocknet (dunkel und warm). Dann im Herrgottswinkel am Kreuz aufbewahrt und für viel Dinge verwendet. Zum Beispiel ins Viehfutter zur Gesunderhaltung gemischt, Teezubereitung verwendete man bei diversen Krankheiten, und Verstorbenen wurde ein Kräuterkreuz auf die Brust gelegt, zur Stärkung für die letzte Reise. Bei Gewitter warf man einen Teil der Kräuter ins Ofenfeuer, das schützte vor Blitz und Seuchen. Brautpaaren versprach ein Sträußchen unterm Kopfkissen Kindersegen und ein langes Leben. Beliebt war auch das Ausräuchern von Stall und Wohnung zur Desinfektion, zwischen Weihnachten und Dreikönig. Das entsprach der keltischen Wintersonnenwende.

Woher ich das alles weiß? Soziale Netzwerke natürlich!!!                  

Servus   

eure    Gitti   

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