Jetzt kommt sie wieder, die Zeit der unzufriedenen Gartlerinnen. Und nein,
das ist nicht gegendert. Männliche Gartler sind zufrieden, wenn das Gras
gemäht, die Hecke geschnitten und das Obst geerntet ist. Aber die Damen, die
wollen immer alles perfekt. Die meisten jedenfalls.
Während vor 30 Jahren an Kirchweih alles abgeschnitten sein musste, will
man heutzutage den Garten in voller Blüte bis weit in den Herbst hinein. Stellt
euch meinen Schock vor, als ich, eine frischgebackene Gesellin, von einer
älteren Nachbarin um Hilfe gebeten wurde, ihr doch beim Abschneiden der Stauden
zu helfen, weil sie es arg im Kreuz hatte. Anfang Oktober und alle Astern und
Rosen noch in voller Blüte. Man muss wissen, dass Anfang der 1980er Jahre die
Astern nur etwa alle 3 Jahre die ersten Fröste im September (!) überlebten und
ich immer aus dem Häuschen war, wenn es Anfang Oktober noch Blühendes im Garten
gab. Aber nichts, Kirchweih nahte und da hatte der Garten fertig zu sein.
Danach bereitete man sich aufs Plätzchen backen vor.
Jetzt ist es im Oktober meist noch warm und trocken und die Terrasse wird nach wie vor fleißig genutzt, und Plätzchen gibt’s ja eh ab August im Supermarkt, also will man auch noch was sehen in den Beeten. Und auch Insekten sind soweit vorhanden, noch unterwegs und nicht bereit in den Winterschlaf zu fallen. Das stellt für uns Profis eine Herausforderung dar. Das Sortiment ist nicht gerade üppig. Dachte ich.
Unsere frisch gebackene Staudengärtnermeisterin Regina hat jedenfalls jede Menge Ideen, wie die Blütezeit im Staudengarten verlängert werden kann.
Zu den bekannten Glatt- und Rauhblattastern gibt es so Schätzchen wie Aster pringlei „Pink Star“ oder Aster ageratoides „Ezo Murazaki“. Bei beiden liegt die Blütezeit von Oktober bis November. Sie lieben sonnige Standorte und kommen gut mit trockenen Standorten klar. Während Aster pringlei eher horstig wächst, ist bei Aster ageratoides mit kurzen Ausläufern zu rechnen. Die man aber im Frühjahr gut abstechen kann. Mit durchschnittlich 1,20 m sind es Stauden für die Beetmitte oder den Hintergrund. Es gibt noch weitere Sorten.
Ein kleines Blühwunder ist Allium thunbergii. Er wächst flächig und blüht sehr spät im Jahr. Sein Standort sollte gut durchlässig, aber nicht zu trocken sein. Der Zierlauch wird etwa 10 cm hoch und ist bei Insekten sehr beliebt.
Der deutsche Name gelbblühendes Krätzkraut tut der zierliche Scabiosa ochroleuca wohl Unrecht. Denn krätzig (in Bayern ein synonym für unfreundlich) ist sie nicht. Ihre Blütezeit liegt offiziell zwischen Juli und September, da sie sich durch Selbstaussaat erhält, blühen ihre Kinder bei warmer Witterung noch im selben Jahr bis in den Herbst hinein. Ihre Eignung für die Dachbegrünung weist auf ihre Bevorzugung trockener durchlässiger Standorte hin. Mit ihrer Höhe von etwa 80 cm finden sie Insekten überall im Beet.
Außerdem wären die winterharte Fuchsia magellanica „Riccartonii“ und Chrysanthemum indicum einen Versuch wert. Gartenchrysanthemen brauchen Kältereize im Herbst, um Blüten auszubilden. Zeitig im Frühjahr gepflanzt und in kälteren Wintern mit Reisig oder Mulch geschützt überleben sie unsere aktuellen Tiefsttemperaturen meist sehr gut. Nicht jeder Garten ist da gleich.
Ich werde jedenfalls einige von Reginas Vorschlägen testen.
eure Gitti
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