Archiv der Kategorie: Gitti’s Gartentipps


In diesem Blog gibt unsere Vorsitzende
Brigitte Murla Gartentipps.

Gitti’s Gartentipp November 2023

Conservation gardening.

Als mich Thomas vom OGV Isen auf dieses Thema ansprach musste ich erst eine bekannte Suchmaschine im Internet bemühen, was damit gemeint ist. Auch für Nichtengländer einfach zu übersetzten: Konservierendes Gärtnern? Obst einmachen oder Blüten pressen fürs Herbarium. Was ist damit gemeint?

Einfachst gesagt die Rettung von Pflanzen, die vom Aussterben bedroht sind. Ein Artikel ausgerechnet in der Zeitung Spiegel, den ich mehr im politischen verorte, aber vielleicht ist dieses Thema ja auch politisch, gab es einen Artikel darüber.

Auf der roten Liste stehen in Deutschland etwa 988 vom Aussterben bedrohte Pflanzen je nachdem in welchem Bundesland man sich befindet. Von diesen wären etwa 40 Prozent für Gärten geeignet. Also einfach Pflanzen dieser Liste in unseren Gärten anpflanzen und gut ists. Aussterben verhindert. Wenns so einfach wäre. Leider ist es etwas umständlich diese Pflanzen käuflich zu erwerben. Viele Pflanzenanbieter, wie Gartencenter, Baumärkte und auch Discounter haben leider seit Jahren immer ein und dasselbe langweilige Standardsortiment im Angebot. Dabei kommen Pflanzen ìn den Verkauf, die leicht zu vermehren, gut auf dem Präsentationstisch anzusehen sind und oftmals später im heimischen Beet gnadenlos versagen, weil sie während der Verkaufsphase zudem schlecht gepflegt werden. Wer denkt da nicht an halb vertrocknete Blümchen auf dem Verkaufstisch vor dem Supermarkt.

Welche Optionen hat der interessierte Gärtner? Zunächst sucht man sich im Internet die Liste für sein Bundesland heraushttps://conservation-gardening.shinyapps.io/app-de/und dann heißt es diese Liste mit den Sortimentslisten gut sortierter Staudengärtner zu vergleichen. Diese sind leider dünn gesät.

Man kann sich auch entsprechendes Saatgut bei speziellen Händlern besorgen und die Pflanzen selbst anbauen. Aber Achtung auch hier ist es wichtig auf regionales Saatgut zurückzugreifen. Dafür fallen bei dieser Methode bestimmt ein paar Pflänzchen für den Nachbarn oder den Pflanzentausch vom Gartenbauverein ab. Vielleicht findet sich im Verein auch jemand, der das eine oder andere Samentütchen in Töpfen vorkultiviert und bei der nächsten Tombola gibt’s Moschusmalve, Pechnelke oder auch Bäumchen wie den Burgenahorn. Eine Entnahme aus der Natur zur Weiterkultivierung verbietet sich von selbst.

Man kann auch in der Gärtnerei seines Vertrauens immer mal wieder nach bestimmten Pflanzen fragen, vielleicht überdenkt der Anbieter sein Sortiment. Die kommenden Winterabende geben uns Zeit darüber nachzudenken.                                                             

Servus eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.

Gitti’s Gartentipp Oktober 2023

Sieben Söhne des Himmels – nein hier handelt es sich nicht um die Nummer 35 süßsauer vom China Restaurant. Gemeint ist ein Großstrauch, der nur in ein paar chinesischen Provinzen natürlich vorkommt.

Sein botanischer Name lautet etwas sperrig Heptacodium miconioides. Viel besser also Sieben Söhne des Himmels Strauch. Der Name kommt von den scheinbar sieben cremefarbigen Einzelblüten an den rispenartigen Blütenstielen. Sind aber nur sechs. Wer auch immer sich da verzählt hat? Da nach dem Verblühen aus den sechs Blüten immer wieder eine neue Runde wächst verliert man sowieso etwas die Übersicht. Es wird einfach so vor sich hin geblüht. Der Gattungsname Heptacodium enthält das griechische Wort sieben und Mohn. Der Artname beschreibt die Ähnlichkeit mit der Gattung Miconia. 

Der etwa 5 – 7 m hohe Strauch steht gerne in frischem Boden, obwohl er laut Literatur sehr trockenheitsverträglich sein soll. Aber anscheinend blüht er dann nicht. Zumindest hat das Exemplar im Weihenstephaner Sichtungsgarten aktuell keine Blüten, obwohl die Blütezeit von Juli bis Oktober dauert. Da musste ich schon in eine Gärtnerei fahren, um die nach Flieder und Honig duftenden Blüten zu fotografieren. Durch die späte Blütezeit ist er sehr wertvoll für Hummeln und Bienen. Das Problem für unsere Insekten ist allerdings nicht die fehlende Tracht (also Futterpflanzen) im Herbst. Da unsere heimischen Insekten an unsere Pflanzen angepasst sind, erwarten sie zu dieser Jahreszeit gar nicht so viel Futter zu finden. Nur wegen des Klimawandels sind sie noch in so großer Zahl unterwegs.  Das Problem, z.B. für Schmetterlinge sind mehr die fehlenden Futterpflanzen für ihre Nachkommen, also Larven und Raupen, wie etwa Brennnessel & Co und an diese sind sie derart angepasst, dass sie andere Pflanzen nicht akzeptieren.

Doch zurück zu den Sieben Söhnen. Der Strauch ist sehr schnittverträglich und hat kaum Schädlinge oder Krankheiten. Allenfalls Blattläuse wurden beobachtet. Die purpurroten Früchte reifen in Deutschland nur bei sehr mildem sonnigen Herbstwetter aus. Genießbar sind sie sowieso nicht, da der Strauch leicht giftig ist. Vögel fressen sie angeblich gerne.

Ich bin hin und her gerissen, ob ich mir diesen Strauch in den Garten holen soll. Ein invasiver Neophyt (siehe Gartentipp September 2022) ist er nicht. In die freie Landschaft gehören nicht heimische Pflanzen trotzdem nicht. Was mich mehr davon abhält ist sein sehr flach wachsendes Wurzelsystem. Flachwurzler haben in trockenen Sommern mehr zu kämpfen als Tiefwurzler. Diese flachen Wurzeln sollte man bei neu Gepflanzten etwa mit Mulch vor der Winterkälte schützen. Ansonsten ist der Strauch winterhart. Allerdings ist der Sieben Söhne des Himmels Strauch sehr selten. Ich kenne im Umkreis nur den einen in Freising und die 5 Exemplare in der Gärtnerei. In seiner Heimat ist er durch wahllose Abholzungsaktionen vom Aussterben bedroht. Damit wäre er klar ein Fall von „Conservation gardening“.

Darüber ratschen wir im November.

Servus eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.

Gitti’s Gartentipp September 2023

Der etwas andere Rasen

Ich sehe schon, wie viele von euch die Stirn runzeln. Braucht man Rasen? Wäre eine Blumenwiese nicht viel besser? Grundsätzlich – ja. Aber von vorne.

Unser Rasen war vor 40 Jahren noch eine Kuhweide. Wegen meiner Gräserallergie mähte mein Mann sie nach Auszug der Kühe immer kurz ab, um die Gräser am Blühen zu hindern. Das war dann unser Rasen, auf dem die Kinder auch Fußball, Frisbee und Federball spielten und die Sonnenliegen aufgestellt wurden. Auf Gießen in heißen Sommern haben wir damals schon verzichtet. Wasser, vor allem Trinkwasser erschien uns als dekadente Verschwendung. Genauso wie zusätzlicher Dünger. Wir mähten in kurzen Abständen und ließen den Grasschnitt auf der Fläche liegen. So wurde der Rasen mit Stickstoff gedüngt.

Im Sommer trocknete der Rasen oft stark aus und einige Gräser starben komplett ab. Im Herbst besserten wir diese Flächen mit Grassamen wieder aus.

In den letzten Jahren haben wir unsere Pflegemaßnahmen verändert. Wir sammeln den Grasschnitt ein und kompostieren ihn. Dadurch magerte die Fläche ab und viele Pflanzen, die kaum Dünger benötigen breiteten sich aus. Heute wachsen auf unserem Rasen Gänseblümchen, Löwenzahn, Schafgarbe, wilder Frauenmantel, Klee, Spitzwegerich, Wiesenpippau, Günsel, Braunelle, Wiesenschaumkraut, ….

Wenn eine dieser Pflanzen blüht, lassen wir Inseln stehen und mähen diese erst nach 3 bis 4 Wochen, wenn die Pflanzen verblüht sind. Die meisten dieser Pflanzen vermehren sich durch Ausläufer und das Mähen macht ihnen nichts aus. Bei Pflanzen, wie zum Beispiel die Margariten, die sich auch versamen, werden die Inseln erst später gemäht.

Im Sommer ist unser Rasen ziemlich braun. Auch wenn wir ihn vor Hitzephasen nicht so kurz mähen, trocknet er trotzdem stark aus. Wässern kommt  natürlich nicht in Frage. Aber das ist kein Problem. Etwa eine Woche Regen und die Fläche ist wieder schön grün. Die Pflanzen (siehe oben) die auf der Fläche leben, regenerieren sich von allein und das herbstliche Ausbessern ist nicht mehr nötig. Wir tolerieren die braune Fläche und stellen uns einfach vor, wir wären auf dem Campingplatz in Süditalien.

Auf unserem Rasen tummeln sich viele Insekten und das ist auch für meine Enkeltöchter kein Problem. Wir haben sie für Schmetterlinge, Bienen und Hummeln sensibilisiert und die „Fußballfläche“ wird kurz gemäht. Sie wechselt halt des Öfteren, je nachdem, was grade wo blüht. Und Insektenstiche sind kein großes Thema.

Unser „Rasen“ ist fit für den Klimawechsel. Und Moos darf übrigens auch drin wachsen, aber das ist eine andere Geschichte.      

Servus eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.

Gitti’s Gartentipp März 2023

Es ist wieder so weit, der Frühling ist da. Und es drohen unerwartete Gefahren. An allen Ecken, unter Bäumen und auf Wiesen schieben sich kleine weiße Glöckchen aus dem Boden und infizieren uns mit Galanthophilie, kurz Schneeglöckchenmanie. Eine Art Geisteskrankheit, die uns dazu verleitet Hunderte von Euro für ein paar Zwiebelchen auszugeben. So geschehen bei der Sorte „Golden Fleece“, deren erste gezüchtete Zwiebel für 1390 Pfund verkauft wurde. Man bekommt dafür immerhin ein Schneeglöckchen mit gelben Flecken auf den drei äußeren und gelben Flecken auf den miteinander verwachsenen inneren Hüllblättern.

So teuer ist das heimische Galanthus nivalis nicht, aber ein paar hundert Euro sind auch hier je nach Färbung möglich. Von gekauften Zwiebeln sollte man sowieso die Finger lassen. Gefühlt vertrocknet die Schneeglöckchenzwiebel 2 Sekunden nach dem Verlassen des Erdreichs. Lagern ist schlicht nicht möglich. Das Schneeglöckchen ist eine Bettelpflanze, die man bei Gartlerfreunden erbettelt. Während und gleich nach dem Verblühen kann man die dicken Tuffs vorsichtig ausgraben und in kleinen Grüppchen schnellstens wieder eingraben. “In the Green“ nennen die Engländer diese Verpflanzungsmethode. Während der Sommerruhe lieben es die Zwiebeln ungestört. Ein Rumgraben und -hacken sollte man tunlichst unterlassen.  Eine weitere Vermehrungsart übernimmt die Natur selbst. An den Samenkörnern der kleinen Glöckchen hängt ein Ölkörperchen, das sogenannte fettreiche Elaiosom. Dieses Food to go wird von Ameisen eingesammelt und gefressen. Das Samenkorn, also die Verpackung, lassen sie irgendwo liegen und dort wächst dann ein neues Schneeglöckchen.

Man braucht sich auch keine Sorgen machen, dass die zarte Pflanze erfriert. Sie ist erstaunlich widerstandsfähig. Die in ihren Zwiebeln enthaltene Glukose wandelt sie in Glycerin um und lagert es in den Pflanzenzellen ein. Das schützt vor Kälte, und macht die Pflanze schwach giftig, was Fressfeinde abschreckt. Diese Stoffwechselvorgänge erwärmen zusätzlich den Boden um die Zwiebelchen.

Der botanische Gattungsname Galanthus kommt aus dem griechischen und nimmt Bezug auf die weiße Blütenfarbe, Gala heißt Milch und anthos  Blüte. Der Artname nivalis bedeutet schneeweiß. Gerne werden die Blüten von Insekten besucht.

Es gibt noch einige weitere Arten zum Beispiel das Galanthus elwesii. Das aus der Türkei stammende Glöckchen wird etwas höher und hat größere Blüten als unser Heimisches. Beide Arten kreuzen sich gerne und so entstehen die oben beschriebenen Schätze.

Und schon kann es geschehen und ein besonders außergewöhnlich gefärbtes Schneeglöckchen lässt uns schwach werden. Es besteht also höchste Vorsicht, sich nicht mit der Sucht nach ihnen zu infizieren und wenn wir der Schneeglöckchen-Manie entkommen sind, stehen die Leberblümchen schon in den Startlöchern. Passt auf euch auf, die Tulpenmanie 1630 bis 1637 lies einzelne Tulpenzwiebeln dreimal so teuer werden wie damals ein Haus  in Amsterdam kostete. Das Platzen der Preisblase war der erste Börsencrash. Gehen wir lieber zur Nachbarin betteln.

Servus eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.

Gitti’s Gartentipp Februar 2023

Zum Glück sind unsere Winter viel milder geworden. So nachzulesen in der Gartenpraxis 11/2022, Seite 332, 1. Spalte. Wer schreibt sowas? In dem Artikel ging es um die Überwinterung von exotischen Pflanzen und dass die Überwinterung dieser Pflanzen durch die gestiegenen Energiekosten sehr teuer wäre und wie man denn diese Energie einsparen könnte. Und in diesem Zusammenhang fiel dieser glücklose Satz.

Ich frage mich, sind viele Gartler nur glücklich, wenn sie Orangen, Mimosen, Hanfpalmen etc. im Kübel verhätscheln dürfen? Und was halten die Igel von diesem Glück? Durch den milden Winter torkeln viele zu früh aus dem Winterschlaf. Wenn die Igel Glück haben, ist der Winter so mild, dass auch Schnecken, Dickmaulrüssler oder Zünsler schon wach sind und sie nicht verhungern müssen. Zum Glück können sich unsere Pflanzen nicht beschweren, wenn nun die Schädlinge schon im Januar über sie herfallen.

Und was halten Frost- und Kaltkeimer vom milden Winter? Zum Glück mag mein Mann sein Bier warm, weil in seinem Kühlschrankfach meine Anzuchtschalen mit all den Samen, die Kältereize zum Keimen brauchen, stehen.

Bei meinen Mitmenschen stoße ich Anfang Januar mit meinem Wunsch nach Schnee auf hysterische Panik. Waaaas, jetzt noch Schnee, Weihnachten ist doch vorbei und jetzt hab ich keinen Bock mehr auf Schneeräumen und ich will doch meine schönen Schuhe anziehen, wenn ich in nach dem Einkaufsbummel draußen Cappuccino schlürfe. Aber am Sudelfeld, da brauchen wir ihn dann für Apres-Ski, und wenn es keinen gibt, machen wir ihn. Während mir im Sommer meine Regenwasservorräte für meine Zucchinis und Gurken  ausgehen, wird munter bei viel zu warmen Wetter beschneit, was die Kanone hergibt. Zum Glück hats ihnen den dieses Jahr von der Piste gesuppt. Neee, das war kein Glück, das war Schadenfreude.

Ich kann mich noch gut an den tollsten Winter meines Lebens erinnern, 35 Grad minus und Schnee fast bis zur Hüfte.

Zum Glück gabs damals Winterstiefel, superwarme Anoraks, Handschuhe und Mützen. Zum Glück waren damals bauchfreie T-Shirts nicht modern, unsere Mütter hatten uns mit Unterhemden, die man bis über den Popo zog, ausgestattet.

Im gleichen Winter blieben wir 50 Meter vor der Haustüre in einer Schneewehe stecken. Zum Glück waren wir um 5 Uhr morgens noch wach, als der Schneepflug unser Auto ausgraben half. Abenteuerurlaub vor der Haustür und die Pflanzen waren unter der Schneedecke gut geschützt. Keine Kreuzfahrt in die Antarktis nötig und Pinguine gabs in Hellabrunn.

Was wird passieren, wenn die Winter noch milder werden? Mein Schwiegervater hat mir mal erzählt, dass es in Argentinien so warm ist, dass unsere Obstbäume dort nicht gedeihen. Apfelbäume brauchen Kältereize und Winterpausen um blühen und fruchten zu können. Zum Glück gibt’s Obst ja im Supermarkt, wenn es bei uns mal zu warm wird für Apfel, Birne und Co.

In 50 Jahren sollen die Sommertemperaturen bei regelmäßigen 40 Grad liegen. Zum Glück muss ich das nicht mehr erleben. Echt jetzt.

Allerdings soll sich dann auch das Ozonloch endgültig wieder schließen, das hätte ich gerne noch erlebt. Als in den 70gern das Ozonloch immer größer wurde, waren zum Glück alle wichtigen Entscheider weltweit so klug und verboten das FCKW einfach. Das gleiche mit dem sauren Regen und dem Waldsterben. Filteranlagen wurden zur Pflicht und die Ergebnisse gaben den Entscheidungen recht.

So viel Glück würde ich unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln auch wünschen, dann müssten sich die Gretas und Luisas nicht auf der Straße festkleben. Und Felix könnte in Ruhe seine Million Bäume pflanzen. Ist vielleicht eine doofe Methode, den Kartoffelbrei nicht zu Essen sondern auf Bilder zu schütten, aber ich glaube, dass viele junge Menschen echt besorgt sind über ihre Zukunft. Nicht jeder arbeitet gerne bei 40 Grad im Schatten und die wenigsten können den ganzen Sommer im Pool liegen.

Zum Glück haben wir alle die Möglichkeit unseren CO2 Ausstoß zu minimieren. Wir müssen unser Hirn einschalten, unser Ich-will-Verhalten hinterfragen und vielleicht auf manches verzichten, aber ich denke, wir sind es den nachfolgenden Generationen schuldig.

Viel Glück dabei eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.

Gitti’s Gartentipp Januar 2023

Die letzte Zeit gab es ja jede Menge Geschenke und manchmal wusste man ja nicht, was man so schenken sollte, weil ja eigentlich alle Alles haben. Aber da gäbe es schon noch was.

Stellt euch mal vor, ihr hättet jemand, der euch immer und zu jeder Zeit sagen könnte, wann die eine Pflanze links hinten im Beet blüht, wie oft man die die roten Taglilien gießen sollte oder wann der beste Zeitpunkt zum Teilen von Omas Pfingstrose ist, weil die Nachbarin so gerne einen Ableger hätte. Ja ich weiß, sowas gibt’s schon. Nennt sich Gärtner, oder Gärtnerin, je nachdem. Aber was glaubt ihr, was so ein Gärtner Unterhalt kostet. Durch den Aufenthalt im Freien braucht er viel zu Essen und Trinken und dann die teuren Arbeitshosen mit dem Vogel drauf.

Das kann man alles billiger haben. Mit einer App. Es gibt einige davon, auch kostenlose. Meine Freundin hat so eine auf ihrem Handy, also immer dabei.

Als erstes gibt man ein Bild der betreffenden Pflanze ein. Entweder selbst geknipst oder aus dem Internet. Dann kann man Höhe, Breite, Blütezeit, Blütenfarbe eingeben. Es sind auch mehrere Bilder, je nach Jahreszeit pro Pflanze möglich.

Außerdem besteht die Möglichkeit zu notieren, wann die Pflanze gedüngt, zurückgeschnitten oder verpflanzt werden muss oder kann.

Und was ich ganz gut fand, man kann die im Garten vorhandenen Beete eingeben. Zum Beispiel Terrassenbeet, Beet am Schuppen oder Beet am Teich etc…. und dann ordnet man seine Pflanzen den einzelnen Beeten zu. Besonders praktisch, wenn man in der Gärtnerei seines Vertrauens unterwegs ist und noch eine bestimmte Pflanze sucht beziehungsweise eine besonders hübsche Pflanze im Garten unterbringen möchte. Man hat alle Informationen parat und das Handy schleppt man ja sowieso meist mit sich herum. Und die selbstgemachten Bilder kann man an trüben Wintertagen optisch genießen.

Nach dem Kauf einer Pflanze gibt meine Freundin alle Informationen auf dem Pflanzenstecker in die App ein und so gehen sie nicht mehr verloren, weil die Pflanzenstecker ja auch nicht ewig halten. Weitere Auskünfte, etwa ob die Pflanze ausreichend winterhart ist, welchen PH-Wert sie benötigt oder ob sie essbar ist, ergänzt meine Freundin dann über das Internet.

Monatliche Aktionen wie düngen, Ernte, Rückschnitt oder Vermehrung kann man sich als Erinnerung anzeigen lassen.

Fragt sich nur, ob ich dann trotzdem noch so oft auf einen Kaffee eingeladen werde wie bisher.

Servus eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.

Gitti’s Gartentipp Dezember 2022

Bei uns im Dorf herrscht das Prinzip „Tit for Tat“. Das kommt aus dem englischen. Man könnte es mit „Wie du mir, so ich dir“ übersetzen. Nur auf eine durch und durch positive Art. Bringst du mir einen Eimer Birnen, revanchiere ich mich mit einem Eimer Nüsse. Mein Mann mäht mit dem Rasentraktor ein winziges Stück Rasen bei der Nachbarin. Sie steht pünktlich jeden Herbst mit Rotwein, Selbstgebackenem oder Selbstgehäkeltem vor der Tür. Ein wunderbares System.

Letzten Herbst stand zum Beispiel mein anderer Nachbar in der Hofeinfahrt und pustet mit seinem Laubbläser unsere Einfahrt frei. Irgendwas von du hast doch für mich……. Der Rest ging im Laubbläserorkan unter. Nun war ich sehr erfreut, denn Laub im Kies rechen ist nervig. Aber gleichzeitig ist der Laubbläser ein Gerät, dass ich mir nicht kaufen kann. Das wäre, als ob der Tenor Jonas Kauffmann in Bayreuth Playback singen würde oder Picasso hätte Filzstifte benutzt.

Laubrechen ist für mich eine meditative Tätigkeit. Wenn die Kinder im Herbst nicht allein draußen sein wollten, meine Anwesenheit direkt im Sandkasten aber auch nicht erwünscht war, da schnappte ich mir den Laubrechen und legte große Laubhügel an, die oft postwendend von den Kindern wieder zerstört wurden. Wer kann es ihnen verdenken, schlurfe ich ja auch sehr gern durch die raschelnden Blätter.

Während die Kastanienblätter wegen der Miniermotte einer thermischen Verwertung zugeführt werden, verteile ich die Eichen- und Walnussblätter unter den Rhododendron und Hortensien. Die kommen mit den sauren, sich sehr langsam zersetzenden Blättern gut klar. Die Hainbuchenblätter bleiben zum Teil unter dem Baum, dort wächst Waldmeister, der damit kein Problem hat und die Blätter auf dem Rasen, dort müssen sie unbedingt entfernt werden, weil sonst die Gräser absterben, die kehre ich unter das Spielehäuschen meiner Enkeltöchter. Diese warten schon ungeduldig auf die Horden von Igeln, die es sich darin gemütlich machen sollen. Ich dagegen freue mich auf die Berge von Laubkompost, wenn das Häuschen mal abgebaut wird, weil die Mädels dafür zu groß sind. Die Blätter meines Spitzahorns bleiben auf dem unbefestigten Weg darunter liegen und bilden das neue Mulchmaterial für ein Jahr. Und unter den Linden wachsen Storchschnabel, Elfenblumen und Steinsame, diese Stauden sind geniale Laubschlucker.

So weit funktioniert mein Laubmanagement ganz gut und laubrechend meditieren, mach ich immer noch gern, wenn auch ein wenig langsamer als in früheren Jahren. Aber der Kies! Ich überlege schon seit Tagen, was ich denn meinem Nachbarn Gutes tun könnte, damit er mal wieder mit seinem Laubbläser vorbeikommt. Aber ich glaub, ich warte besser auf einen kräftigen Wind, ist ja schließlich die „staade“ Zeit.

In diesem Sinne eine friedvolle Zeit und bis zum nächsten Jahr    

Servus eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.

Gitti’s Gartentipp November 2022

Schreib doch mal was über Pilze wurde ich vor kurzem ermuntert. Ach je ausgerechnet Pilze. Vom Gärtnerischen her kenn ich nur Mehltaupilze, Welkepilze, Schimmelpilze, Sternrußtau, Rosenrost …, also Pilze stehen gleich nach den Schnecken auf der Feindesliste des Gärtners weit oben.

Wenn ich mich allerdings an die Statusbilder der letzten Wochen so erinnere, hübsch sind sie ja schon, die krausen Glucken, Fliegenpilze, Boviste, Champignons oder Steinpilze. Natürlich dürfen sie im Herbst meinen Garten verschönern. Und wenn sie ihre Hüte bei mir auf der Kiesfläche aus dem Boden bohren, das nötigt mir schon Respekt ab.  Und sie riechen einfach wunderbar nach Herbst.

Wobei das, was wir da sehen ja gar nicht der Pilz ist, sondern nur der Fruchtkörper. Das eigentliche Lebewesen, das sogenannte Myzel befindet sich unterirdisch im Boden und dort kann es gigantische Ausmaße annehmen. Der größte Pilz ist angeblich ein Hallimasch in Oregon, in den vereinigten Staaten. Seine Ausdehnung beträgt 9 Quadratkilometer (etwa 1200 Fußballfelder). Durch ihre unterirdische Lebensweise können sie keine Fotosynthese betreiben, deshalb gehen sie mit Pflanzenwurzeln anderer Pflanzen eine Symbiose ein. Das ist eine eheähnliche Gemeinschaft, nur mit weniger Stress. Die Pflanze liefert Traubenzucker, den sie bei der Photosynthese herstellt. Im Gegenzug stellt der Pilz der Pflanze Stickstoff und Phosphor zur Verfügung. Diese Nährstoffe entstehen, wenn der Pilz z.B. Totholz abbaut.

Manche Pilze wachsen nur in der Umgebung bestimmter Pflanzen. Wie Pfifferling und Weißtanne oder Birkenröhrling und Birken. Unsere heimischen Orchideen leben ebenfalls eng in Gemeinschaft mit Pilzen. Deshalb sterben sie ab, wenn sie in der freien Natur ausgegraben werden. Züchter „impfen“ das Pflanzsubstrat mit dem entsprechenden Pilz. Nur so entstehen verkaufsfähige Pflanzen.

Na ja und dann könnte man sie ja auch noch essen also diesen oberirdischen Fruchtkörper. Sie enthalten viele Spurenelemente wie Kalzium, Zink, Magnesium, Mangan und manche sogar Vitamine. Leider reichern sich in Pilzen Schwermetalle wie Kadmium, Blei und Quecksilber an und seit Tschernobyl auch radioaktives Caesium. Dann gibt es zu fast jedem Speisepilz einen Giftigen, mit dem er verwechselt werden kann, und beim Schopftintling kann nach seinem Verzehr ein Verdauungsschnaps zu lebensgefährlichen Vergiftungen führen. Pilze essen ist für mich eher eine Mutprobe denn ein Genuss, deshalb verzichte ich darauf. Allenfalls Trüffel mag ich in homöopathischen Dosen. Trüffel leben mit Eichen und Haseln in Symbiose und seit einigen Jahren kann man in speziellen Baumschulen etwa zweijährige Pflanzen erwerben, deren Wurzeln mit Trüffelpilzen geimpft sind. Nach frühestens 7 Jahren kann man mit Ertrag rechnen. Der Erwerb eines Trüffelhundes, wahlweise Trüffelschwein ist dann wohl angeraten.       

Servus eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.

Gitti’s Gartentipp Oktober 2022

Kennengelernt habe ich Regina, da war sie erst wenige Wochen alt. Der Lehrer meiner Tochter fragte mich, ob ich nicht ein Baby wüsste, dessen Weinen wir aufnehmen könnten, um das Krippenspiel realistisch zu gestalten. Also machte ich mich mit dem Kassettenrecorder auf zur Familie Haindl und wartete bis Regina Hunger bekam. Dass sie mal Karriere machen würde, war ab da klar.

Einige Jahre später erzählte sie mir, dass sie nach dem Fachabitur einen „Grünen Beruf“ erlernen möchte. Ihre Gesellenprüfung zur Staudengärtnerin legte sie mit 1,5 ab und die Berufsschule sogar mit 1,0. Das Ministerium für Bildung und Forschung hat sie daraufhin für ein Stipendium vorgeschlagen. Und da Floristin auch ein Berufswunsch war hat sie sich in der Bildungsstätte für Gartenbau in Grünberg für den Floristik-Grundkurs beworben.

Über die Flower Art Academie kann sie nun ein international anerkanntes Zertifikat-Designer of Floral Arts erwerben. Sieben Wochen Theorie in Grünberg und 13 Wochen Praxis in der Gärtnerei Mayrhofer in Landshut.

Vor ein paar Tagen bekam ich nun ein Bild von ihr geschickt. Über Instagramm hat sie erfahren, dass der Zentralverband für Gartenbau (ZVG) und der Fachverband deutscher Floristen (FDF) die Blumenfee 2022/23 suchen. Sie hat sich beworben und auf dem Gartenbautag in Erfurt wurde sie inthronisiert und repräsentiert nun für ein Jahr den Gartenbau und die Floristen als Botschafterin beider Berufsgruppen.

Vor ein paar Tagen bekam ich nun ein Bild von ihr geschickt. Über Instagramm hat sie erfahren, dass der Zentralverband für Gartenbau (ZVG) und der Fachverband deutscher Floristen (FDF) die Blumenfee 2022/23 suchen. Sie hat sich beworben und auf dem Gartenbautag in Erfurt wurde sie inthronisiert und repräsentiert nun für ein Jahr den Gartenbau und die Floristen als Botschafterin beider Berufsgruppen.

Sie steht für eine zukunftsorientierte Branche, die ganz besonders für eine intakte Umwelt und gegen die Klimaveränderungen arbeiten.

Ihren Berufswunsch auf der Fachoberschule durchzusetzen war schwierig. Ihr Wirtschaftslehrer wollte ihr das Praktikum in der Staudenschule nicht genehmigen.  Er hat das Karrierepotenzial als Gärtnerin wohl nicht erkannt.

Für Regina ist Karriere sowieso nicht auf der Lohnabrechnung zu erkennen. Für sie ist Karriere Erfahrungen, die man sammelt, Fachwissen, dass man erlernt, Freude, die man bei der Arbeit empfindet, und vor allem zwischenmenschliche Kontakte, die sich im Leben ergeben. Als Gärtnerin und Floristin verkauft man nämlich auch Emotionen und nicht nur Pflanzen.

Reginas größte Freude ist es, Kunden zu beraten, die beim Einkauf unsicher sind und dann glücklich und zufrieden mit einem Korb Pflanzen nach Hause fahren.

Und dann kann sie ja noch Karriere im Kreisverband machen. Beisitzerin ist sie ja schon.

Servus eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.

Gitti’s Gartentipp September 2022

Als Azubi war ich auf einer Baustelle in München zum Unkraut jäten eingeteilt. Gut es gibt spannenderes für Landschaftsgärtner als mannshohe Melde, tiefwurzelnden Löwenzahn oder in Sträuchern verwobene Zaunwinde aus Pflanzflächen zu rupfen. Aber die Pflege gehört halt mal mit zur Stellenbeschreibung. Aber dann kam eine nicht mehr ganz junge Frau mit einem genervten Knaben vorbei. Offensichtlich eine Oma die ihren Enkel von der Schule abgeholt hatte. „Siehst du“, nörgelte die Oma, „so ist das, wenn man nicht lernt, dann muss man sein Geld auf diese Weise verdienen!“

Kurz war ich versucht das fragwürdiges Erziehungskonzept der Frau zu torpedieren und ihrem Enkel von meinem Abiturabschluss zu erzählen, aber dann dacht ich mir ach was lass sie dumm sterben. Man wird nicht Gärtner, weil man zu dumm für „anständige“ Berufe ist.

Wir Gärtner leiden oft unter diesem Vorurteil. Deshalb neigen wir dazu mit botanischen Namen und sonstigen Fremdwörtern um uns zu werfen. Zum Beispiel, der „Invasive Neophyt“. Invasiv kommt aus dem Lateinischen und heißt einfallen, eindringen.  „Neo“ kommt aus dem Griechischen und heißt neu, frisch. Und die Silbe „phyt“ kommt ebenfalls aus dem Griechischen und bedeutet vereinfacht Pflanze.

Als Neophyten werden Pflanzen bezeichnet die nach 1492 (Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus) vor allem aus der Neuen Welt nach Europa eingeführt wurden. Zum Beispiel Tomaten, Mais oder Kartoffeln. Mit Invasiven Neophyten sind also die Pflanzen aus anderen Kontinenten gemeint, die in Europa regelrecht eindringen, es erobern und sich unkontrolliert ausbreiten und vor allem heimische Pflanzen verdrängen, die dann unseren heimischen Insekten nicht mehr zur Verfügung stehen.

Zum Beispiel das Springkraut oder der Schmetterlingsflieder. Sie sind aus den Hausgärten ausgebrochen und vermehren sich unkontrolliert. Auch die kanadische Goldrute gehört dazu. 

Das Ganze funktioniert auch andersherum. Geranium robertianum, das bei uns heimische Rupprechtskraut, wurde nach Nordamerika eingeschleppt und gilt dort als Invasiver Neophyt.

Viele Pflanzen werden von unseren Insekten inzwischen auch angenommen, aber zum Beispiel die Ambrosia, durch Vogelfutter verbreitet, stellt eine große Gefahr dar. Ihre Pollen führen bei vielen Menschen zu schweren allergischen Reaktionen. Oder das Herkuleskraut, das sich momentan im Landkreis wieder ausbreitet. Es ist phototoxisch (ha schon wieder so ein schönes Wort) und führt bei Berührungen in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren Verbrennungen.

Als Gärtner tragen wir die Verantwortung die Ausbreitung solcher Pflanzen einzuschränken. Durch rechtzeitigen Rückschnitt vor der Samenreife, Verzicht, solche Pflanzen im Garten zu verwenden, Aufklärung unserer Mitmenschen und vor allem durch frühzeitiges Jäten.

Servus eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.