Zurzeit ist es wieder besonders schlimm. Das Gejammer übers Wetter. Beim Bäcker: Ganz schön frisch heute!? Beim Metzger: Heut ist es aber wirklich kalt! Und dann im Supermarkt an der Kasse: Schrecklich, diese Kälte. Ich antworte dann immer: Ja und dabei wollte ich heute auf der Terrasse noch einen Aperol Spritz trinken, aber da hilft ja nicht einmal ein Heizpilz. Nur die im Wollgeschäft hat sich gefreut. Und ich. Ich liebe die Kälte. Jedenfalls von November bis März. Ihr fragt euch warum. Tja Augen auf bei der Berufswahl. Wir Landschaftsgärtner arbeiten im Winter nicht, aber nur wenn es knackig kalt ist. Das regt mich am Klimawandel am meisten auf. Das Fehlen des Winters.
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Und warum arbeiten wir da nicht. Das hat viel mit dem Verhalten von Wasser bei Frost zu tun. Es dehnt sich aus. Deshalb kann man kann bei Frost nicht pflastern, weil das Wasser im Boden gefroren, also ausgedehnt ist. Taut die Pflasterfläche dann im Frühjahr auf zieht sich das Wasser zusammen. Der Untergrund sackt ab. Das Pflaster ist zu tief.
Man kann bei gefrorenem Boden aber auch nichts pflanzen. Sollte man trotz Frost ein Loch graben können, ist das Zufüllen kaum zufriedenstellend durchzuführen, weil die Erde zu Brocken gefroren ist und die Wurzeln nicht luftfrei umhüllen kann. Und auch Schnittmaßnahmen sind nur eingeschränkt möglich. Böse Zungen behaupten ja, dass die Landschaftsgärtner einfach nicht frosthart sind, denn Weinbauern und Erwerbsobstbauern schneiden auch bei Minusgraden. Aber gefrorene Äste können beim Schnitt ausfransen und auf- oder abbrechen. Sogar die Abnutzung von Sägen und Astscheren kann erhöht sein. Allerding hat die Flüssigkeit in den Ästen einen tieferen Gefrierpunkt als Wasser, deshalb ist ein Schnitt bei minus 5 bis 10 Grad noch möglich. Aber das muss man nicht unbedingt weitererzählen.
Ja und dann natürlich die Schädlinge. Bei Frost erfrieren Trilliarden von Blattläusen und Schnecken. Leider Quatsch. Alle unsere Schadinsekten sind an die mitteleuropäischen kalten Winter angepasst. Blattläuse überleben bis -15 Grad und um Schnecken abzutöten bräuchte es fast -40 Grad. Zecken überleben in kalten Wintern sogar besser, da sie dann in Kältestarre verfallen. In milden Wintern dagegen krabbeln sie herum um, warten auf die Katze, die aber vor dem Kachelofen liegt und können so verhungern. Die Kirschessigfliege steckt Minusgrade locker weg, sie hat eher Probleme, wenn es im Sommer über 30 Grad bekommt. Tigermücken überleben eine Temperatur unter 11 Grad nicht. Aber ihre Eier sind da härter im Nehmen. Unsere Mücken stellen das Schlüpfen aus ihren Eiern ein, wenn die Temperatur länger als 12 Stunden unter minus 10 Grad sinkt, und warten auf wärmere Temperaturen. Na das ist es wert. Und die berühmten Bananenspinnen aus den Obstkisten überleben unsere Winter nicht. Wie beruhigend.
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Ich gehe jedenfalls im Winter gerne auch bei knackigen Temperaturen spazieren. Dick eingepackt in Wintermantel, selbstgestrickten Handschuhen und Mütze bewundere ich die raubereiften Bäume und Pflanzen. Und gerne würde ich Fuchs- und Hasenspuren im Schnee suchen. Da brauch ich keinen Cappuccino auf dem Schaffell in der Altstadt.
Servus
eure Gitti
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